Liebe Freunde,
unser Hobby und unser Interessensgebiet die Uhren, läßt uns immer wieder etwas interessantes entdecken, und übt immer wieder auf’s neue Faszination aus!
Diesmal:
Die Hipp‘sche Hemmung, auch Sirenenhemmung genannt
Diese Hemmung unterscheidet sich prinzipiell von den anderen Hemmungen. Durch die Sirenenhemmung wird das Laufwerk des Zeitmesser nicht im Zeittakt des Gangreglers gestoppt und wieder freigegeben, sondern der Ablauf des Räderwerks wird mit hoher Frequenz periodisch (wenig) abgebremst und wieder beschleunigt. Dabei fungiert eine Blattfeder als Gangregler.Die Blattfeder besitzt eine Eigenfrequenz von 1000 Schwingungen pro Sekunde (1 kHz). Sie drückt auf die Zähne eines Sägzahnrades, das als Hemmungsrad dient. Das gesamte Räderwerk wird von einem Gewichtsantrieb angetrieben.Der Andruck der Feder wird mit einem verschiebbaren Justiergewicht so justiert, dass die von einem Sägezahn angehobene Feder (Abbremsung des Rades) auf Grund ihrer Rückstellkraft in die nächste Lücke des sich weiterbewegenden Rades fällt. Dabei wird das Rad kurzzeitig freigegeben und wieder beschleunigt. Beim erneuten Auftreffen der Feder erfolgt wieder die Abbremsung. Es stellt sich eine konstante mittlere Drehzahl ein. Die wirksame Federlänge kann mit einem Justierschieber beeinflusst werden.Wegen der Eigenfrequenz der Feder trifft die Feder nur dann in immer gleicher Weise auf das Rad, wenn sich dieses in einer Tausendstelsekunde um einen Zahn weiterbewegt und die Federschwingung periodisch anregt. Die sich bewegende Feder versetzt die Luft in Schwingung, so dass ein Pfeifton zu hören ist. Die richtige Federeinstellung (Kalibrierung) wird gefunden, indem dieser Pfeifton mit dem einer 1000 Hz-Stimmgabel akustisch abgeglichen wird. Dies kann durch geschultes Personal (z. B. Klavierstimmer) hochgenau geschehen.
Hier eine Prinzipskizze der Hipp‘scher Hemmung
Hier ein Foto davon, mit X bezeichnet, ist die Hemmungsfeder
Hier der Konstrukteur Mathias Hipp (1813-1893) geboren in Blaubeuren, gelernter Uhrmacher, übersiedelte in die Schweiz, machte dort Dutzende von bahnbrechenden Erfindungen, die teilweise noch heute ihre Aktualität haben. Er gilt als der Edison der Schweiz!
Schon als Lehrjunge beschäftigte ihn der Gedanke, „kann man das Pendel, das das Uhrwerk in Bewegung setzt, nicht anders als durch Gewichte in Gang halten“. Er entwickelte die Idee, die mechanisch betriebene Pendeluhr, durch elektromechanische Impulse konstant zu korrigieren.
Hier eine (russische) Mutteruhr, mit Hipp‘scher Hemmung. Leider existiert keine Abbildung vom Inneren des Werks!
Wäre es nicht ein so gigantischer großer Kasten, allein schon bestimmt durch die Länge des Sekundenpendels, ich würde ihn mir sofort in‘s Haus holen. (Platz ist in der kleinsten Hütte)
Noch ein paar Worte zu Mathias Hipp,
Hipp zählte seinerzeit zu den ganz großen im Telegrafiewesen in der Schweiz, er war Werkführer der Eidg. Telegraphenwerkstätte, er entwickelte den telegraphischen Zeitmelder
telegraphische Fernschreiber, Eisenbahnsignalanlagen, das Hipp’sche Chronoskop, bereits 1849 konnte man damit 1/1000 Sekunden bestimmen!
hier zu sehen:
Das Hipp‘sche Chronoskop war der Vorgänger der heutigen Stoppuhr!
Zum Abschluss wäre noch zu sagen, das es wirklich bedauerlich ist, dass der Name dieses genialen Mannes heutzutage fast unbekannt ist, und auch in wissenschaftlichen Abhandlungen nur mehr sehr spärlich erwähnt wird!