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Wie viel Handarbeit steckt tatsächlich in Rolex-Uhren?

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Wie viel Handarbeit steckt tatsächlich in Rolex-Uhren?

28 Sep. 2021 13:23
#9981
Moin zusammen.

Ich dachte mir, ich gliedere das Thema mal aus, welches wir schon im "Dies & Das" Faden angerissen hatten. Ausgehend von diesem Thread im Uhrforum  (in dem es im Wesentlichen um die Qualität der Lume auf Roletten ging) kam hier die Diskussion auf, wie viel Handarbeit denn tatsächlich noch bei der Herstellung einer Rolex zum Einsatz kommt. Schließlich nennt sich Rolex selbst eine Manufaktur, wobei sich das Wort aus dem latainischen manus „Hand“, und facere „erbauen, tun, machen, herstellen“ ableitet. Eine Manufaktur kann dabei ein Kleinbetrieb sein, in dem Einzelstücke entstehen, oder aber auch ein industriell arbeitender Betrieb, in dem mehr oder minder große Serien gefertigt werden. Trotz aller Industrialisierung sollten aber wesentliche Schritte der Herstellung immer noch in Handarbeit ablaufen.

Nun ist es zugegebenermaßen schwierig, überhaupt an verlässliche Informationen über Rolex zu kommen. Die Firma gilt als eine der verschwiegendsten Hersteller überhaupt und man erfährt so gut wie keine Details zur Fertigung, Stückzahlen oder Umsätzen. Was man aber sieht, sind die Aussagen und Bilder, die Rolex selbst veröffentlicht. Unter  www.rolex.com/de/about-rolex-watches.html zum Beispiel sieht man unter der Überschrift "Historie und Uhrmacherkunst" zahlreiche Bilder, wo jemand manuell etwas mit einer Uhr anstellt. Dort verlinkt ist wiederum ein weiterer Artikel mit dem Titel "Die Uhrmacher in den Kernbereichen von Rolex" -> www.rolex.com/de/about-rolex-watches/watchmakers.html

Schaut man sich die ganzen Bilder an und liest die Texte dazu, bekommt man den Eindruck, dass bei der Herstellung einer Rolex extrem viel Handarbeit zum Einsatz kommt. Es heisst dort auch unter anderem: "Sie hauchen den Uhren das Leben ein, gewährleisten ihre Funktion und übernehmen dann ihre Wartung: Uhrmacher begleiten Rolex Armbanduhren ihr Leben lang – von der Konstruktion über die Fertigung bis hin zum Service.". Doch liest man die ganzen Texte mal etwas kritischer durch, dann wird eigentlich nirgendwo die Behauptung aufgestellt, dass Rolex-Uhren von Hand gefertigt werden.

Das ist irgendwie so ähnlich wie in einer Fernsehwerbung für Käse, wo grüne Almwiesen mit vielen glücklichen Kühen drauf gezeigt werden, doch in Wirklichkeit stehen diese Kühe in Massentierhaltung im Stall und haben noch nie eine grüne Wiese gesehen, geschweige denn auf ihr gegrast.

Bitte nicht falsch verstehen, ich bin sicher, dass es sich bei Rolex um wirklich hochwertig gefertigte Uhren handelt und die Präzision und Fertigungsqualität wirklich auf einem sehr hohen Niveau sind. Die Frage ist nur, ob der Preis für eine Rolex tatsächlich gerechtfertigt ist oder ob man da nicht eher einen Aufschlag für den Namen bezahlt?

Natürlich gehe ich davon aus, dass die von Rolex verwendeten Fertigungsstraßen von sehr hoher Qualität sind, möglicherweise höher als bei anderen Herstellern. Ebenso wir Rolex ein extrem gutes Qualitätsmanagement betreiben. Aber letztlich scheint es so zu sein, dass auch eine Rolex in hohem Maße maschinell gefertigt wird und sich diesbezüglich nicht von anderen Uhren unterscheidet, die deutlich preiswerter zu haben sind.

Wie ist eure Meinung dazu? Habt ihr Informationen zur Fertigung bei Rolex? Bitte verzichtet aber auf Rolex-Bashing!
 
“There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life.”
― Frank Zappa
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Re: Wie viel Handarbeit steckt tatsächlich in Rolex-Uhren?

28 Sep. 2021 20:24 - 28 Sep. 2021 20:25
#9984
Also meine Meinung, unabhängig von Qualität von Rolex.



Ich stelle mal direkt die Gegenfragen und man muss weiter ausholen, denn vieles ist automatisierter als die Masse denkt:

Auf welcher Grundlage sollte dies denn nicht, zumindest bei den Komponenten, im großen Stil erfolgen?

Ist die Fehlerquote bei Automatisierung oder bei manueller Fertigung höher?

Seiko macht es (ziemlich offensichtlich)
Swatch Group macht es (ziemlich offensichtlich)
... vermutlich nahezu alle Großen.

Bereits Ende der 60/70er gab es Arbeiten zu der Thematik Automatisierung in der Uhrenindustrie (in der DDR!), dazu muss man sagen, dass man damals quasi Computer in unserem Sinne damals noch nicht kannte...

Man benötigt ja nur einmal den Output (p) in Relation Zeit (t), selbst geschätzt reicht ja schon, dann kann man mit vorhandenen und verifizierten Werten (von anderen Produzenten) grob skalieren, welche Anzahl an Mitarbeitern benötigt werden. Fachkräfte wohlgemerkt. Ist die Mitarbeiterzahl bekannt? Nun kann man pauschal per Überschlag ermitteln, welcher Grad der Automatisierung vorhanden ist/sein könnte oder aber über den Grad des Outsourcing.

... welche Bereiche sind denn heute nicht automatisiert?

Ich bin ja viel in "der Industrie" (alle Industriezweige) unterwegs und offen gesprochen kenne ich keine Branche in der Automatisierung nicht im großen (oder kleinerem) Stil umgesetzt wird. Wenig klingelt da sofort. Selbst in der Pharmaindustrie wo oftmals noch an Weisskittel in Laboren geglaubt wird, ist es so hochautomatisiert, dass man teilweise nur noch Maschinen rattern hört, Menschen nicht wirklich sieht.

Es gibt Bereiche, da hat auch die Automatisierung Grenzen, z.B. Glasbruch als Haarriss erkennt keine Anlage nach meinem Kenntnisstand. Und da mag es bestimmt noch andere Bereiche geben.

Stichwort im Uhrenbereich dürfte "Mikrotechnik" sein. Paar Maschinen hiervon, paar davon, bisschen Fördertechnik dazwischen...

Die Frage ist nur, wie transparent wird damit umgegangen.

Die Welt ist ja immer heile, zumindest möchte man sich das einreden. Das Fleisch bei xyz ist ja bekanntlich auch besser als das Abgepackte... Das ist doch den dreifachen Preis wert. Kommt aber bereits abgepackt bei xyz aus der gleichen Fabrik an. Fleischereien sind hierbei aber auch ein gutes Beispiel: 200 Sorten in der Auslage, aber wer schlachtet denn noch? Ich habe bisher keine Sau, Rind oder Huhn in der Anlieferung bei meiner gesehen...

Ich meine, man sieht es doch momentan auch in der aktuellen Amazon-Werbung mit der glücklichen Mitarbeiterin dessen Name mir entfallen ist und im Hintergrund fahren dutzende autonome Fahrzeuge herum.

Pauschal würde ich ansetzen: Ab etwa Mittelstand wird Automatisierung im Bereich mehrerer Millionen Investment relativ schnell vorangetrieben, da man an Wachstumsgrenzen mit den Kapazitäten kommt. Damit meine ich insbesondere (Fach-) Personal. Ist man jetzt Geostrategisch in "der falschen Ecke", ist man früher dabei als dort wo Personalüberschuss herrscht, Subventionen vorangetrieben werden, etc etc.

Es reicht ja schon, wenn dies nur Teilprozesse sind, beispielhaft kann ich mir vorstellen, dass Lacke, Farben und ähnliches automatisiert angerührt werden. Dann gibt es definierte Rezepte, fertig. Potentiell noch eine Sichtkontrolle, eventuell noch ein paar Spektrographen oder was es auch immer gibt.

Solange man aber nichts dazu veröffentlicht, wird es aber müßig sein, darüber zu philosophieren, denn dafür bräuchte man jemanden der nachweislich dort war und nicht zu der Rubrik Tresenquatscher gehört. Die, welche dort waren dürften aber relativ wenig reden, Stichwort "Geheimhaltungsvereinbarung". Ohne die kommt man in viele Betriebe gar nicht...
Gruß,
keegokies
Letzte Änderung: 28 Sep. 2021 20:25 von keegokies.

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Re: Wie viel Handarbeit steckt tatsächlich in Rolex-Uhren?

28 Sep. 2021 20:45
#9986
... was ich aber noch vergessen habe - unabhängig von Rolex, Uhren und Co.:

Am Ende kaufen wir ein Produkt. Nicht mehr, nicht weniger. Angebot und Nachfrage (kann auch künstlich gesteuert werden) regeln den Preis.

Somit generiert indirekt der Käufer den Wert.

Die Frage ist nur, wer ist der Käufer?

Der Endkunde oder der Zwischenschritt dem es aufs Auge gedrückt wird?

Mein erster PC hätte für mich heute einen unschätzbaren ideellen Wert (leider heute auch in real) den andere nur mitleidig belächeln würden, für andere sind es das Thema Uhren, Autos oder aber japanische Kiefern.

Beispiel: Meine snzh habe ich mir gekauft als ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Welchen Wert hat diese für mich? Ist sie morgen kaputt, dann repariere ich sie sicherlich auch über den damaligen Kaufpreis hinaus.

Und ist es nicht das (ideeller Wert), was Uhren im Endeffekt so teuer macht? Warum kostet eine AP mehr als eine JLC?

Zu teuer ist es dann, wenn die Erträge sinken.
Gruß,
keegokies

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Re: Wie viel Handarbeit steckt tatsächlich in Rolex-Uhren?

28 Sep. 2021 21:09 - 17 Okt. 2021 17:34
#9989
Moin,
zur Zeit habe ich etwas wenig Zeit. Werde mich mal an Wochenende intensiv damit beschäftigen und meine gefundenen Artikel zusammen suchen.  


17. Okt. 21
Sorry wegen der Verspätung, aber viele meiner Berichte sind weg, was aber nicht weiter schlimm ist, denn Einiges davon war schon etwas älter.
Das dürfte interessant sein: www.uhrenkosmos.com/rolex-produktion-werke-herstellung-biel/

Und das Rolex ihre Werke maschinell herstellt, das war schon 2008 so: forum.watchtime.ch/viewtopic.php?f=6&t=19428

Mit der Zeit, ganz oben im Link lesen, wurde das System noch mal verbessert.

Wirklich viel Handarbeit ist Heute bei Rolex nicht mehr zu finden, was die Fertigung der Werke anbelangt.

Dieser Bericht, den ich abgespeichert hatte, ist aus 2018. Also, auch schon nicht mehr ganz aktuell.

 
Gruß Bernd
Jaeger-LeCoultre = The watchmaker's watch.
Letzte Änderung: 17 Okt. 2021 17:34 von BSBV.
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