Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

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Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

19 März 2023 05:53 - 19 März 2023 08:43
#16064
Wer sagte dies, und in welcher Situation?

Reinhold Messner, nachdem er mit Arved Fuchs 1989/90 die Antarktis auf Skiern 2700 km durchquert hatte. 
Nicht um auf die eigene Situation einzugehen, sondern die Namen (um nur die bekanntesten und wichtigsten Polarforscher zu erwähnen)Fridtjof Nansen (er durchquerte u. a. als erster Mensch das Grönland-Inlandeis) Scott, Amundsen, Shakleton zu würdigen und damit die  unmenschlichen Leistungen und Strapazen, die diese und ihre Begleitung auf sich nahmen!

Kein Mensch unser jetzigen Zivilisation wäre dazu bereit und auch fähig! (Wohlgemerkt mit den damaligen Mitteln und auch der Situation damals)

Ich war der irrigen Meinung die beiden vorhin erwähnten, (Fuchs und Messner) hätten schon GPS zur Verfügung gehabt, Fehlanzeige, das war noch in den Kinderschuhen. Künstlicher Horizont und Sextant waren überwiegend ihre Hilfsmittel zur Ortsbestimmung.

Nun ein paar allgemeine Sätze zum besseren Verständnis, für etwaige Kritiker meines Threads hier im „Uhrenforum“!
Ich wollte eigentlich -so meine Absicht - hier mehr die Zeitmesser würdigen, die diese Pioniere mit sich führten, fand aber nur sehr kärgliche Literatur darüber, wenn jemand mehr darüber weis, Danke schon jetzt dafür.
 





Diese drei vorstehend aufgeführten Uhren waren die ausgewählten Stücke von Roald Amundsen für seine Expeditionen zu den Polargebieten, die er anläßlich seines mehrmaligen Deutschlandbesuches in Hamburg  erstand.
Die Anzeige von Minute, Stunde und Sekunde deshalb getrennt in einen Dreieck, damit man die Zeit auch im teilweise fahlen und düsteren Polarlicht besser ablesen konnte.
Was ich noch kurz erwähnen möchte, um später intensiver auf ihn (Amundsen) einzugehen, er war der erste, der die Nordwest-Passage am Nordpol bei einer dreijährigen Expedition durchquerte, die Nordost-Passage galt noch lange Jahre als unbezwingbar!
Dazu noch ein paar Sätze:
Der arktische Ozean hatte in den zurückliegenden 15 000 Jahren mindestens einen Höchststand von mehr als 900 m dicken Schelfeis von dem er bedeckt war, und enthielt nur Süßwasser. Dies ist das Ergebnis langjähriger geowissenschaftlicher Untersuchungen, und wie sieht die Situation heute aus….?
Nun zu Scott und Amundsen:



welcher Name zu wen passt, brauche ich nicht erwähnen!

1910 begann der Wettlauf in die Antarktis, der Nordpol nicht mehr unbekannt!
Zwei Namen waren darin bestimmend, der Norweger Roald Amundsen, und der Engländer Robert Scott.
Amundsen ein Naturmensch und Scott einen preußischen Offizier sehr ähnlich.
So war auch die Vorgehensweise der beiden.
Dazu muß noch gesagt werden, der Südpol eine ganz andere Herausforderung als der Nordpol!
Kein Eismeer, sondern ein Kontinent, den eine kilometerdicke Eisschicht bedeckt. Ringsum das ganze Gebiet von einer gewaltigen Eisbarriere geschützt.
Amundsen alles präzise vorbereitend, was man eigentlich von Scott erwartete:
Unterirdische Werkstätten werden angelegt, regelmäßige Vorratslager auf den Weg zum Ziel, ausgiebiges Training mit den Hunden.
Scott dagegen, doppelte Mannschaft, modernste Technik, drei Motorschlitten, mandschurische Ponis!
Am 19. Oktober 1911 beginnt der Wettlauf:
Amundsen, fünf Männer, 54 Hunde, vier Schlitten. Mörderisches Tempo, in vier Tagen der Küstengürtel überwunden, im Hochplateau der Antarktis, alle Hunde werden erschossen, die er nicht mehr braucht, frisches Fleisch für seine Männer! Am 14. Dezember das Ziel erreicht.
Geschafft, sie sind die ersten, die norwegische Flagge wird gehißt!  
Der Sieg wird mit Seehundfleisch und Zigarren gefeiert!
Wie schaut es bei Scott aus:
Aufbruch siegessicher erst vier Wochen nach Amundsen!
Ebenfalls mit vier Mann, aber die Motorschlitten, sie streiken bei der mörderischen Kälte zwischen 40 und 60 Grad, einer versinkt schon beim Ausladen! Die mandschurischen Ponis! Untauglich, werden erschossen! Warum? Ihr Schweiß gefriert zu einen Eispanzer, sie brechen entkräftet und erschöpft zusammen!
Was bleibt? Die Schlitten selbst ziehend, ein mörderisches Unterfangen! Dazu hat Scott in seiner Unkenntnis die schwierigste Route gewählt, zu Tode erschöpft am18. Januar 1912 am Ziel, den Südpol. Vier Wochen nach Amundsen!

Hier das Bild von der Ankunft Scotts am Südpol
 


Resigniert die Notiz von Scott in sein Tagebuch: Die Norweger sind uns zuvorgekommen! Amundsen der erste am Pol, eine furchtbare Enttäuschung, all die Mühe, die Qual - wofür? Mir graut vor den Rückweg!
Und dieser Rückweg wird zur Höllenqual und Katastrophe, einer nach den anderen der erschöpften und resignierten Männer fällt nieder und stirbt!
Letzter Eintrag von Scott am 29. März 1912: Der Tod ist nicht mehr fern, um Gotteswillen sorgt für unsere Hinterbliebenen! 

Über den dritten Pionier Ernest Shackleton und seine „Endurance“ berichte ich in Kürze!
Bei ihm ging es nicht um Ruhm und Ehre und Fahnenhissen, sondern um das Wohl und Wehe seiner ihm anvertrauten Kameraden.
Hier ein Bild von ihm
 
Gruß Paul

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Letzte Änderung: 19 März 2023 08:43 von grafkrokolinsky.
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Re: Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

20 März 2023 18:52
#16080
Ich bewundere zwar einerseits die Zielstrebigkeit, mit der solche Menschen ihr Vorhaben angehen. Und ich wünschte, ich hätte nur ein wenig von dieser Energie, die solche Leute antreibt. Andererseits kann ich nur den Kopf darüber schütteln, dass Menschen sich so etwas sinnloses in den Kopf setzen und dafür ihr Leben, aber auch das Leben vieler anderer Menschen und sogar Tiere aufs Spiel setzen. Bei den Menschen tut es mir nicht ganz so leid, denn sie wissen meist, worauf sie sich einlassen und hätten ja auch zuhause bleiben können. Die Tiere jedoch werden nicht gefragt und müssen sterben, nur weil ein Idiot sich etwas in den Kopf gesetzt hat und dies auf Gedeih und Verderb erreichen will.

Für Ruhm und Ehre. Ich möchte nicht wissen, wie viele Menschen schon dafür ins Gras gebissen haben. Und wie viele mehr haben unfreiwillig ihr Leben gelassen, nur weil jemand anderes Ruhm und Ehre wollte.

Ich sehe jedenfalls keinen Sinn darin, hohe Berge zu besteigen, Eiswüsten zu durchqueren oder mit einer Nussschale den Ozean zu überqueren. Ich kann ja noch nachvollziehen, wenn jemand der erste sein will. Wissen will, was hinter der nächsten Grenze ist. Aber die ganzen Typen,die heutzutage den K2 besteigen wollen, nur weil er da ist und weil sie sich die Besteigung als eine Art Trophäe ins Album kleben wollen, die verstehe ich nicht. In den Basislagern rund um den K2 sieht es aus wie auf einer städtischen Müllkippe. Eine ganze Industrie sorgt heute dafür, dass selbst 80-Jährige zum Gipfel mehr oder weniger getragen werden. Die Besteigung eines Achttausenders als buchbares Abenteuer.

Heutzutage sind die Ziele ungleich gößer geworden. Milliarden werden mittlerweile ausgegeben für das Ziel, vielleicht einmal den Mars zu erreichen oder gar dort zu siedeln! Milliarden, die man eigentlich sinnvoller ausgeben könnte. Es wäre ja nichts dagegen zu sagen, sich das Weltall als Herausforderung auszusuchen, wenn auf der Erde alles tutti wäre. Wenn alle Menschen auf der Welt genug zu essen hätten, ein Dach über dem Kopf und genügend sauberes Trinkwasser. Wenn die aktuellen Probleme gelöst wären, und die vielen Milliarden einfach übrig wären. Dann könnte man sie für so einen Unsinn wie die Besiedlung des Mars ausgeben. Genug Bekloppte finden sich da bestimmt, die dann dort oben in einer kargen Behausung leben wollen und zum Vor-die-Türe-gehen erst einmal einen Raumanzug anlegen müssen. Denn eines muss klar sein: Wir können noch so viel Technologie da raufschicken, eine Atmosphäre lässt sich dort nicht züchten, dafür hat der Mars nicht genug Schwerkraft.
 
“There is more stupidity than hydrogen in the universe, and it has a longer shelf life.”
― Frank Zappa
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Re: Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

20 März 2023 20:37
#16081
Danke,  @ Ratman,   Du  sprichst  mir  aus  der  Seele!
Besser  hätte  man  es  nicht  formulieren  koennen!
Gruß Fritz
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Re: Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

20 März 2023 21:35 - 20 März 2023 22:28
#16082
Der Wettlauf zweier konkurrierender Expeditionen zum Südpol war ein Drama wie von einem Schriftsteller erfunden, das sich für die Norweger zum Triumph entwickelte und für die Briten zu einer Tragödie, zu einem der katastrophalsten Fehlschläge einer wissenschaftlichen Forschungsexpedition. Es ist interessant, die beiden Expeditionen, die Planung und die verschiedenen Ansätze, zu vergleichen, um zu rekonstruieren, warum die einen scheiterten und die anderen ohne grössere Probleme Erfolg hatten. Die vorhandenen Materialien wurden auch bereits mehrfach sehr akribisch ausgewertet und es gibt zahlreiche Artikel, Bücher und filmische Dokumentationen zu dem Thema.

Der Amundsen-Biograph Tor Bomann-Larsen sagte einmal in einem Interview sinngemäss: Während Scott sich mit seiner grossen und teuren Expedition auf die modernste Technologie seiner Zeit stützte, arbeitete Amundsen fast ausschliesslich mit den traditionellen Mitteln und Methoden der nordischen Völker (er hatte fast alles, was er nutzte, von den Inuit und Lappen gelernt). Was Amundsen getan hatte, hätten Inuit mit den gleichen Mitteln auch 2000 Jahre früher tun können (abgesehen vom Vermessen und Finden eines nicht weiter auffälligen bestimmten Landpunktes inmitten einer riesigen Eisfläche). Während Scott und seine Leute gegen eine feindlich empfundene Natur ankämpften, bewegten sich Amundsen und seine sorgfältig ausgewählten athletischen und erfahrenen Mitstreiter in ihrem natürlichen Element.

So waren die Ansätze auch sehr verschieden.
Amundsens Mannschaft trug traditionelle Kleidung der Inuit aus verschiedenen Tierfellen, die für jede Körperstelle jeweils verschiedene, bestgeeignete Felle verwendet, Scotts Mannschaft hatte eine moderne Spezialkleidung aus etlichen Schichten verschiedener textiler Gewebe.
Amundsen hatte nur die kleine Kernmannschaft von 4 Mann, die sich auf Skiern bewegte und mehrere Hundeschlitten mit der Last (es wurde weitestgehend vermieden, dass die Männer selbst Lasten schleppen mussten)

Scott hatte eine grosse Mannschaft, er hatte 3 Motorschlitten (d.h. Kettenfahrzeuge, ähnlich eines Militärpanzers), von denen einer gleich beim Entladen verloren ging und die anderen sich als untauglich erwiesen und nach wenigen Meilen den Geist aufgaben. Er hatte zahlreiche Ponys, die, wie oben schon erwähnt, wegen ihres gefrierenden Schweisses für das polare Klima ungeeignet waren und zugrunde gingen oder erschossen wurden (wobei man offenbar nicht daran dachte, mit dem Fleisch Depots für die Rückkehr anzulegen).
Dazu kam, dass sämtliches Futter für die Ponys mitgebracht werden musste, während Futter für die Hunde vor Ort gejagt werden konnte (Robben und Pinguine), notfalls konnte man die Hunde sogar mit dem Fleisch anderer Hunde füttern, was Amundsen ja tat.

Die Briten hatten auch Hundeschlitten, die aber nicht für eine wichtige Rolle bei der Expedition gedacht waren, die Briten hatten nämlich wenig Ahnung von Schlittenhunden, ihre Hundeführer wussten längst nicht so gut Bescheid wie die Norweger, was man mit den Hunden erreichen kann und wie man das macht. Man war zu arrogant, anzuerkennen dass die "primitiven" Inuit die wahren Meister des Polgebiets sind und dass es eine Menge gibt, was man von ihnen lernen kann. Deshalb glaubte man, dass Hunde nicht in der Lage seien, grosse Gewichte über längere Strecken zu ziehen, bzw. beladen das antarktische Randgebirge bis zum Hochplateau überhaupt erklimmen zu können.

Bei einem Treffen von Scott mit Peary, einem erfahrenen Erkunder des nördlichen Polargebiets, angeblich war er der Erste am Nordpol, sagte Scott etwa: "Ich habe Motorschlitten, Ponys und Hunde." Peary antwortete: "Ich würde lieber Hunde, Hunde und Hunde nehmen."

Es war von Anfang an geplant, dass 4 Mann das gesamte zum Überleben notwendige Gepäck auf einem einzigen Schlitten selbst zum Pol ziehen sollten, sobald das Hochplateau erreicht war (auf dem Weg dorthin wurden nach und nach Hilfsmannschaften der anfangs grossen Gruppe zurückgeschickt) und dann den ganzen Weg zurück.
Diese Planung war blauäugig, denn eine Berechnung der notwendigen Kalorienmenge pro Mann und Tag zeigt, dass man viel zu wenig gehaltvolle Nahrung eingeplant hatte und dass diese Schwerstarbeit evtl. generell die Leistungsfähigkeit des menschlichen Körpers überstieg.

Beim Erreichen des Hochplateaus, als die letzten Hilfsmannschaften sich von der Polmannschaft trennten, entschied Scott spontan, einen Mann mehr mitzunehmen und den Pol mit 5 statt 4 Männern zu erreichen. Angesichts der ohnehin zu knapp berechneten Vorräte an Nahrung und Brennstoff war dies ein grober Fehler.

Die Briten hatten viel moderne Dosennahrung mitgenommen, hatten aber den Kalorien- also Energiegehalt der gelieferten Dosen offenbar nicht überprüft. Die gelieferte Nahrung enthielt weniger Energie als sie sollte. Dazu kam, dass der Bedarf ohnehin zu niedrig angesetzt war.

Beide Expeditionen nutzten ein erstes Jahr für Vorbereitungen. Dabei wurden auch Nahrungs- und Brennstoffdepots im Inland angelegt. Amundsen hatte nicht nur üppigere, d.h. ausreichende Mengen vorgesehen und es wurden Depots bis näher zum Pol angelegt als bei den Briten, sondern er liess diese Depots auch besser markieren, damit sie leicht gefunden werden konnten. Das zahlte sich aus, denn die Norweger hatten mit dem Finden der Depots keine Mühe, während die Briten damit erhebliche Schwierigkeiten hatten.

Die katastrophal fehlgeschlagene Südpol-Expedition 1910-12 war nicht die erste Antarktis-Expedition Scotts. Robert Scott hatte vorher schon die britische Discovery-Expedition 1901-04 geleitet, an der auch Ernest Shackleton teilgenommen hatte.
"Obwohl kein Mitglied der 50-köpfigen Mannschaft, einschließlich Scott, über nennenswerte Kenntnisse und Erfahrungen zum Überleben in polaren Regionen verfügte, wurde kaum Zeit darauf verwendet, die Männer auf ihre kommenden Aufgaben vorzubereiten oder die Ausrüstung hinreichend zu testen. Als die Discovery am 31. Juli 1901 von Cardiff zur Fahrt nach Süden aufbrach, kannte sich beispielsweise niemand im praktischen Umgang mit den mitgeführten Schlittenhunden und Skiern aus." ...
"Zum wichtigsten Unterfangen der Expedition geriet jedoch der Marsch über das Ross-Schelfeis nach Süden. Der Südpol war dabei nicht das eigentliche Ziel, wenngleich es für Scott von großer Bedeutung war, eine möglichst hohe südliche Breite zu erreichen. (...)  Ihr Vorankommen wurde durch die fehlende Erfahrung im Umgang mit den Schlittenhunden und durch den Umstand, dass die Tiere an verdorbenem Futter erkrankten und schließlich allesamt zugrunde gingen, erheblich behindert. Der Rückweg, auf dem Scott, Wilson und Shackleton an Schneeblindheit, Erfrierungen und auch an Skorbut litten, wurde zu einem Wettlauf gegen Hunger und Kälte. (...) Nach den Erfahrungen während des Marsches nach Süden kam Scott zu der für ihn später folgenschweren Einschätzung, dass Schlittenhunde und Skier keine geeigneten Fortbewegungsmittel für Reisen in der Antarktis seien. Er bevorzugte das sogenannte Man-Hauling, bei dem die gesamte Nutzlast auf Schlitten durch eigene Körperkraft zu Fuß gezogen wird, da „keine Reise, die mit Hunden gemacht wird, je den ideellen Wert erreichen könnte, der auf sich allein gestellten Männern im Angesicht von Mühsal, Gefahr und Schwierigkeiten […] zukommt.“

(Wikipedia)
Die Aussagen Shackletons über Scott lassen weitere Zweifel an der grundsätzlichen Eignung Scotts als Expeditionsleiter aufkommen.

Man kann sich natürlich fragen, ob solche Rekordversuche, der Erste auf einem Berggipfel oder an irgendeinem Landpunkt zu sein, überhaupt sinnvoll sind. Beim Wettlauf zum Südpol ist es besonders fragwürdig, denn man wusste vorher, dass es dort absolut nichts zu entdecken gibt. Es ging nur darum, als Erster dort gewesen zu sein, koste es, was es wolle.

Gruss Andi
UTAMOH THUMO
Letzte Änderung: 20 März 2023 22:28 von andi2.
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Re: Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

22 März 2023 05:24 - 22 März 2023 07:24
#16106
Auszug aus Wikipedia: Robert Falcon Scott

„Die Leistungen Amundsens traten angesichts der  postumen  Heldenverehrung für Scott in den Hintergrund. Die Geschichte des erstmaligen Erreichens des Südpols war in den Augen der Öffentlichkeit in erster Linie die Geschichte Scotts, dessen emotionale Rhetorik größeren Anklang fand als die nüchterne Darstellung der Ereignisse durch Amundsen im Reisebericht The South Pole. Das Buch Scott’s Last Expedition, das überwiegend auf Scotts Expeditionstagebuch basiert, wurde ein internationaler  Bestseller ; Amundsens Sieg im Wettlauf zum Südpol hingegen wurde speziell in Scotts Heimat als hinterlistige „Unsportlichkeit“ aufgefasst. [125]  Amundsen sah sich angesichts der ihm entgegengebrachten Missgunst und der im Gegenzug enormen Popularität seines verstorbenen britischen Widersachers zu der Aussage genötigt: „Mit Freuden würde ich auf Ruhm und Geld verzichten, wenn ich damit Scott vor seinem furchtbaren Tod hätte bewahren können.“ [126] Bereits vor Bekanntwerden von Scotts Schicksal ließ der Präsident der Royal Geographical Society  Lord Curzon  den von der erfolgreichen  Südpolexpedition  zurückgekehrten Amundsen seine Geringschätzung spüren. Bei einem Empfang am 15. November 1912 in London rief Curzon bei einem  Trinkspruch  aus: „Ich wünschte beinahe, wir könnten in unsere anerkennende Bewunderung jene wunderbar gutmütigen […] Hunde […] einschließen, ohne die Kapitän Amundsen den Pol niemals hätte erreichen können. […] deshalb […] ein dreifaches Hoch auf die Hunde.“ [127]  Diese nach Amundsens Auffassung „spärlich verhüllte Beleidigung“ [128]  soll den norwegischen Polarforscher dazu bewogen haben, seine Ehrenmitgliedschaft bei der Royal Geographical Society niederzulegen. [129] [130]“

Meine Stellungnahme dazu:
Habe erst jetzt den kompletten Wikipedia Artikel gelesen, und finde persönlich den von mir hier reinkopierten Auszug am interessantesten!
Ich glaube so unrecht ist der „Trinkspruch“ von Lord Curzon anlässlich des Empfangs Amundsen in London nicht.
Denn wer verrichtete die eigentliche Arbeit, die Schlittenhunde, und wurden zum Dank dann geschlachtet und an die anderen Hunde verfüttert! (Hypothetische Frage, hätte es Scott genauso getan?)
Besonders tragisch finde ich die entheroisierende Phase in den 90er Jahren, bis fast zur Verächtlichmachung der Person Scotts.
Alles vom „Zeitgeist bestimmt, und schon mal dagewesen: Chruschtschow/Stalin. Bloß, dass da der Völkermord eine wesentlich, größere Rolle spielte!


Hier nochmals ein Bild von Scott mit den Royal Victoria Orden und der Polar-Medaille 


Zitiert von @Ratman:
“Ich bewundere zwar einerseits die Zielstrebigkeit, mit der solche Menschen ihr Vorhaben angehen. Und ich wünschte, ich hätte nur ein wenig von dieser Energie, die solche Leute antreibt. Andererseits kann ich nur den Kopf darüber schütteln, dass Menschen sich so etwas sinnloses in den Kopf setzen und dafür ihr Leben, aber auch das Leben vieler anderer Menschen und sogar Tiere aufs Spiel setzen. Bei den Menschen tut es mir nicht ganz so leid, denn sie wissen meist, worauf sie sich einlassen und hätten ja auch zuhause bleiben können. Die Tiere jedoch werden nicht gefragt und müssen sterben, nur weil ein Idiot sich etwas in den Kopf gesetzt hat und dies auf Gedeih und Verderb erreichen will.“
Ende Zitat

Da bin ich teilweise anderer Ansicht, bis auf die Tiere!
Wo wären wir ohne die vielen Entdecker, Forscher, Wissenschafter, die teilweise ihr Leben auf‘s Spiel setzten, um aus den schwarzen Flecken in der Landkarte ein geographisches Weltbild zu schaffen?
Ich zähle hier einige auf:
David Livingstone
James Cook
Ferdinand Magellan
Fancis Drake,
(die letzten beiden, Weltumsegelung)
Vasco da Gama
Amerigo Vespucci
Christoph Columbus
Marco Polo 
Was wären wir ohne diese und den vielen anderen?
Wir würden noch in der Steinzeit bei offenen Feuer sitzen, und uns daran „erfreuen“, dass die Erde eine Scheibe ist!
(Klingt provoziend, aber so unrecht habe ich nicht, oder?

Halt, bald hätte ich es vergessen: Wie wurde der genaue Stand des Südpols ermittelt?
Nur mit den Sextanten, (zu damaliger Zeit) ein Winkelmesser mit den man den Sonnenstand bestimmte.
Nur wenn die Sonne den ganzen Tag auf gleicher Höhe mit den Horizont war, befindet man sich am Südpol!



 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 22 März 2023 07:24 von grafkrokolinsky.

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Re: Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

22 März 2023 12:06
#16113
Scott war der Expeditionsleiter einer Expedition, die von der Royal Geographic Society initiiert und finanziert wurde. Für die schlechte Planung, auch die Entscheidung auf das verhängnisvolle 'Man-Hauling' der Nutzlast zu setzen, war nicht Scott allein verantwortlich, sondern diese entstand in Abstimmung und mit Hilfe der R.G.Soc.
Als Expeditionsleiter war Scott vor allem anderen für die Sicherheit seiner Mannschaft verantwortlich, ebenso wie Amundsen, der seine Expedition weitgehend allein plante, für die seine. Amundsen wurde seiner Verantwortung gerecht, er erfüllte nicht nur seine Aufgabe, sondern er brachte auch alle seine Mitstreiter ganz unversehrt zurück, während Scott als Expeditionsleiter völlig versagte.

Der Trinkspruch Lord Curzons zeigt die ganze britische Dummheit und Arroganz in dieser Sache. Nachdem die Royal Geographic Society mit einer ungeeigneten Methode und durch schlechte Vorbereitung bei der Discovery-Expedition schon beinahe katastrophal gescheitert wäre, wiederholte man es mit den gleichen ungeeigneten Mitteln und mit dem gleichen Expeditionsleiter (dessen Rolle und Verhalten bei der Discovery-Expedition eine Warnung hätte sein müssen) bei der Südpol-Expedition noch einmal. 
Und nachdem diese die schlimmstmögliche Wendung genommen hatte, eben auch deswegen, weil man selbst (die R.G.Soc.) extrem schlecht geplant hatte, stellt sich dieser Lord Curzon in seiner ganzen dummfrechen Arroganz hin und tut öffentlich den unsäglichen Trinkspruch über die Hunde.
Ick kann jar nich so viel fressen, wie ick kotzen mecht (nach Max Liebermann).
UTAMOH THUMO

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Re: Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

22 März 2023 19:48
#16116
Da bin ich teilweise anderer Ansicht, bis auf die Tiere!
Wo wären wir ohne die vielen Entdecker, Forscher, Wissenschafter, die teilweise ihr Leben auf‘s Spiel setzten, um aus den schwarzen Flecken in der Landkarte ein geographisches Weltbild zu schaffen?
Ich zähle hier einige auf:
David Livingstone
James Cook
Ferdinand Magellan
Fancis Drake,
(die letzten beiden, Weltumsegelung)
Vasco da Gama
Amerigo Vespucci
Christoph Columbus
Marco Polo 
Was wären wir ohne diese und den vielen anderen?
 
Bei all den "großen Entdeckern" wird allzu schnell vergessen, wo denn die Motivation herkam bzw. mit wie vielen Menschenleben und mit wie viel Leid denn die Großtat erkauft wurde. Beispiel Magellan: Gegen den Willen des Auftraggebers die Welt (beinahe) umrundet. drei Viertel der Mannschaft elend zugrunde gegangen, Populationen von Urvölkern durch eingeschleppte Krankheiten vernichtet. Und wofür? Weil man unbedingt an die Gewürzinseln kommen wollte, die aber auf direktem Weg aus politischen Gründen nicht erreichbar waren. Und alles nur für Gewürznelken.

Oder Kolumbus. Wäre der mal schön zuhause geblieben, würden vermutlich die Urvölker Nordamerikas noch leben, große Büffelherden würden das Land durchstreifen und letzten Endes wären wir auch von Donald Trump verschont geblieben. Kolumbus hat so viele Menchenleben auf dem Gewissen, dafür schmort der bis in alle Ewigkeit in der Hölle.

Dem ging es auch nicht um die Entdeckung von neuen Ländern. Auftrag war ganz klar das Steigern der Macht Spaniens, die Suche nach Bodenschätzden wie Gold und die Beschaffung von Sklaven. Mag sein, dass es nicht in seiner Absicht lag, ganze Völker auszulöschen, doch musste ihm klar sein, dass es darauf hinausläuft.

Im Laufe der Jahrhunderte ist das alles vergessen worden, und die großen Entdecker wiurde zu Helden stilisiert. Objektiv betrachtet waren es schlicht machtgierige Eindringlinge.
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Re: Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

23 März 2023 06:48 - 23 März 2023 09:53
#16122
Wollte eigentlich mir hier ein friedliches Duell mit den Andi liefern, um das Pro und Kontra Scott vs. Amundsen, wollte auf die Hunde (Huskies) näher eingehen, Yukon River, herangezüchtete tierische Rennmaschinen, dann Pech-und Goldmarie, bzg. der beiden vorgenannten, (Scott und Amundsen) menschliche Schwächen und Stärken dieser beiden, welch widrige Umstände führten zu der Katastrophe, dann Amundsen und Nobile, der mysteriöse Tod Amundsen, und noch vieles, vieles mehr. 
Hängen geblieben bin ich dann bei England als Konolialmacht. Bei dem ehemaligen Britischen Empire, in dem die Sonne nie untergeht!
Wahrlich ein stolzer Satz, des Inselreiches! Dann las ich noch den Artikel von Tom zu den großen Pionieren und Eroberern, und zu den Schattenseiten dazu. Und wo bin resultierend daraus gelandet?
Missionare, Forscher und Abenteurer trieben die Kolonialisierung und deren Licht-und Schattenseiten voran. Wobei weniger das Licht, als die Schattenseite Ruhm erlangte. Wesentlich daran das britische Empire-stolzer Spitzenreiter der Verbrechen- dicht gefolgt von Belgisch-Kongo und Deutsches Reich mit Deutsch-Ostafrika darunter Namibia, Kamerun, Burundi.
Um das Ganze abzukürzen, Ausbeutung, Missionierung und Greuel-und Gewalttaten waren an der Tagesordnung! Genozid, gleichbedeutend mit Völkermord waren selbstverständlich!
Belgisch-Kongo unter König Leopold den zweiten war am schlimmsten betroffen. Das Stichwort Kautschuk, das um die 19. / 20. Jahrhundertwende großes Interesse und Bedeutung erlangte!
Unter der Ausbeutung dieses Kautschuks geschahen die größten Greueltaten. Möchte nicht näher darauf eingehen, nachzulesen im Internet!
Die Krönung der Scheinheiligkeit war die Tätigkeit des „Afrikaforsches“ Henry Morton Stanley. Er war offiziell als dieser tätig, in Wirklichkeit erwarb er Land von unzähligen Stammesfürsten, um dies den Leopold II. zu unterstellen, und damit die Gier nach Ausbeutung, Macht, und Kautschuk, dieses Königs noch mehr zu vergrößern!
Noch ein paar Sätze zum Kautschuk und dessen Bedeutung:
1888 hatte Dunlop den Gummi-Luftreifen erfunden. Durch Vulkanisation wird aus den plastischen Naturkautschuk der elastische Gummi, der nun zur Bereifung von überwiegend Automobilen und Zweiräder benutzt wird. Die Kautschukbäume, die das Rohmaterial dafür lieferten, waren zigfach im Urwald vorhanden, und trugen zu der Gier und damit verbunden, Macht und Reichtum diese Monarchen bei!
Zu den Beitrag von Tom wäre noch vieles zu erwähnen, insbesondere die spanischen Konquistadoren unter Hernando Cortez( um nur einen Namen zu erwähnen) und deren Gier nach Gold, angefeuert durch die spanische Regentin Isabella, und der Auslöschung ganzer Völker und Kulturen,  unter den Deckmantel, Gold, Gold und nochmals Gold!




  
Gruß Paul
Letzte Änderung: 23 März 2023 09:53 von grafkrokolinsky.

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Re: Diese ungeheure Qual und Strapaze, dazu wäre ein Mensch heute nicht mehr fähig!

24 März 2023 05:47 - 24 März 2023 07:55
#16144

Ich sehe jedenfalls keinen Sinn darin, hohe Berge zu besteigen, Eiswüsten zu durchqueren oder mit einer Nussschale den Ozean zu überqueren. Ich kann ja noch nachvollziehen, wenn jemand der erste sein will. Wissen will, was hinter der nächsten Grenze ist. Aber die ganzen Typen,die heutzutage den K2 besteigen wollen, nur weil er da ist und weil sie sich die Besteigung als eine Art Trophäe ins Album kleben wollen, die verstehe ich nicht. In den Basislagern rund um den K2 sieht es aus wie auf einer städtischen Müllkippe. Eine ganze Industrie sorgt heute dafür, dass selbst 80-Jährige zum Gipfel mehr oder weniger getragen werden. Die Besteigung eines Achttausenders als buchbares Abenteuer.

Hier noch Näheres dazu:
www.geo.de/natur/23992-rtkl-mount-everes...ellberge-und-leichen






 
Zu den Zuständen wie Tom es beschreibt, ist jetzt etwas der Riegel vorgeschoben worden. Eine Pauschale für die Besteigung ist jetzt erforderlich.Die einzigen die von diesen Boom einigermaßen profitieren, die Sherpas. Ich erinnere mich, sogar ein Blinder wurde „hinaufgeschleppt“, man setzte ihm die Füße Schritt für Schritt vorwärts! Der heutige Alpinismus hat teilweise groteske Züge angenommen.
Es ist ein Massentourismus ohnegleichen geworden. Es vergeht einen darüber mehr zu schreiben. Die Schweiz ist schon seit Jahrzehnten dazu übergegangen, ihre Rettungs(Flüge)Einsätze sich sofort bar bezahlen zu lassen. Sie zeigte zur Abschreckung Filmaufnahmen von tödlich verunglückten Bergsteigern, die zeigten welche Wucht beim Aufprall nur aus geringer Höhe auftreten. Die Scherkräfte sind so gewaltig, dass Knie-und Hüftgelenke wie Papier herausgerissen werden, was bleibt, ist der sofortige Tod.

 
Gruß Paul
Letzte Änderung: 24 März 2023 07:55 von grafkrokolinsky. Begründung: Ä

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