Hier mein Review! Nicht meine letzte Yema! (es kommt aber auch Kritik!)
Hier liegen Sie also nun:
Yema Rallygraf YMHF1479, YMHF1481 & YMHF1477, sozusagen das Trio Infernale.
Fangen wir doch erstmal mit Yema überhaupt an, wer/wie/was ist Yema?
Yema ist ein Unternehmen mit scheinbaren Höhen und Tiefen in der Vergangenheit.
1948 von einem Henry Louis Belmont in Frankreich gegründet, schwamm man sehr schnell auf der Welle des Erfolges und produzierte bis zu 2 Millionen Uhren pro Jahr in Frankreich, man wurde sozusagen Marktführer im Land. Auf dem Weg dahin legte man ein paar „Meilensteine“ zurück:
1950er mit den Anti-Shock-Uhren
1963 mit der Superman
1968 mit dem Rallygraf
1982 mit der Spationaute (die erste in Frankreich gebaute Uhr im Weltall)
1987 mit der Yema North Pole
1982 war man scheinbar mit 2 Millionen Uhren pro Jahr ganz oben angekommen, woraufhin der Gründersohn das Unternehmen an Matra (Groupe Lagardere) & Thomson in Co-Partnerschaft verkauft hat.
1988 haben diese wiederum das Unternehmen an Seiko verkauft, welche das Unternehmen in Ihre Gruppe eingegliedert haben.
Diese Gruppenzugehörigkeit hielt dann etwas länger, nämlich bis zum Jahr 2004. Aus dieser Zeit gibt es auch eine wahre Flut an Uhren, die mehr an Seiko als an Yema erinnern, schaut man sich bei Auktionshäusern um.
2004 kam es dazu, dass es ein Buyout des Managements gab, ein gewisser Louis Eric Beckensteiner kaufte das Unternehmen in französische Hand zurück.
2009 verkaufte dieser das Unternehmen dann an „group Montres Ambre“ in Morteau – eine französische Uhrengruppe.
Bewegt, oder? Hat jemand die Wechsel mitgezählt?
Das Unternehmen sitzt, neben einigen anderen Marken, heute in Morteau (FR) und produziert die Uhren nach eigener Aussage heute noch in Frankreich (Interpretation: Lediglich die Teile werden irgendwo bezogen…) was es irgendwie sympatisch macht. Es scheint also kein „Seecontainer auf, raus damit!“ zu sein. Ob dem so ist? Kann ich nicht prüfen.
Das Logo gibt es in mindestens zwei Varianten, welche von Yema eingesetzt werden. Ein moderner wirkendes, eins in einer Art Blumenvariante. Frage an den Support, warum dies so sei: „Management“. Ok, hat bestimmt einen tieferen Sinn.
Morteau? Wo ist das? Geht man auf Google Maps und gibt folgende Adresse ein, …
1 rue Fontaine l`Epine
25500 Morteau
… kann man sehen, dass es sozusagen direkt an der Grenze zur Schweiz liegt. Einige bekannte Uhrenhersteller sitzen im Umkreis von 20-30km.
… man kann aber dann auch sehen:
Es sitzen dort noch weitere Unternehmen:
Yonger & Bresson
E-Montre
SDL (Scheinbar der hauseigene Logistiker)
…
Geht man auf E-Montre wiederum, dann tauchen wieder weitere Namen auf:
Azimuth
GF Ferre
Morgan
Welder
Somit sind wir dann bis hier bei mindestens 3 Unternehmen und 6 Namen, welche aktuell zu der Gruppe gehören. Die Preise variieren wiederum von knapp 100€ bis hin zu mehreren 1000€. Geschmack ist streitbar, deshalb hierzu kein Kommentar von mir.
Auf Nachfrage wurde mir dann mitgeteilt, dass E-Montre sozusagen den „Old Stock“ verkauft, Uhren, welche vor 5-8 Jahren offiziell gelistet waren, bei denen aber noch Bestand ist.
Soviel zur Historie und zum aktuellen Stand, was ist denn nun mein Fazit zu den Uhren?
Ich sage es mal so: Unter bestimmten Umständen kann man…
Verarbeitung
Die Verarbeitung ist okay, Bürstungen am Case sind sauber gearbeitet, an der Kante eine Hochglanzlinie, sieht gut aus.
Die festsitzende Lünette ist auch Top verarbeitet, keine Klagen. Das Inlet: gruselig (für den Listenpreis!).
Das Caseback ist wunderschön, das möchte man sich stundenlang anschauen und anfassen. Die Vertiefungen kann man entlangfingern, man spürt die rauen Flächen. Trägt man die Uhr, spürt man sie wiederum nicht.
Hier frage ich mich aber gleichzeitig: Warum gibt es Uhren mit einem simplen gelaserten Caseback, und dann noch die Ausführung wie ich Sie habe? Bei einem identischen Model … Noch dazu: Mein Caseback hat nun das Blumenlogo, auf dem Dial ist das andere Logo … Verstehe das einer.
Die „technischen“ Daten zum Gehäuse:
Durchmesser: 42mm
Lug2Lug: 50,2mm
Höhe: 14,1mm
Bandbreite: 22mm
Trägt sich gut auf Zahnstocherarmen.
Als Werk ist ein 0s21 Miyota verbaut.
Was mir allerdings an einer von drei Uhren auffiel: Kritikpunkt Der Chronozeiger wurde ca. um eine halbe Minute falsch gesetzt. Stört mich das? Jaein. Nicht für den Preis, den ich dann am Ende bezahlt habe, sowas gibt es gefühlt bei jeder Marke und auch teurere Preisklassen sind nicht generell davon verschont, aber wenn wir mal einem Listenpreis der aktuellen Modelle von 329-399€ für eine Quartzuhr ausgehen, dann habe ich schon die Erwartung, dass diese absolut perfekt sitzen. (Der Zeiger ist ja sozusagen omnipräsent)
Ob man diesen nun per Knopf justieren kann (da Quartz), keine Ahnung, in Ermangelung einer passenden Anleitung. Werde ich mal nach suchen...
Die Drücker? Lassen sich drücken. Keine besonderen Emotionen. Benutzt man das überhaupt? Ich nicht.
Die Blätter erzeugen kein „das wollte ich schon immer haben!“ oder „Superfancy“-Gefühl. Sie sind schön, einfach. Könnten in der Form auch auf einer 60€-Seiko oder aber einer Auriol vom Lidl (oder wars Aldi?) sein. Einfach, Matt. Zeitgeist? Retro? Vintage?
Vielleicht muss das aber auch sein, denn entgegen der Aussagen mancher Altherren, war „früher nicht alles besser“ und man orientiert sich hier an damaligen Gegebenheiten?
Was auch geschmackvoller gelöst sein könnte wären die aufgesetzten „Cockpitrahmen“. Diese sind sehr dick, hält man die Uhr schräg, kann man die Kanten sehen. Nicht schlecht gemacht, aber auch hier wirkt die monotone Struktur eher „optikverbilligend“. Wobei ich schon sagen muss, dass das silberne Cockpit leicht wie ein Silberpfeil glitzert … man nimmt es nur kaum wahr.
Mir gefällt es, zumindest bei 2 von 3 Uhren, Ende.
Das Glas ist leicht gedomed, verzerrt kaum am Rand, und ist mit AR-Coating versehen, aufgrund des aktuellen Wetters konnte ich diese noch nicht testen.
Aber auch hier direkt Kritikpunkt: Mineral? Ernsthaft?
Das Leder haut diesen Punkt aber wieder raus. Es fühlt sich gut an, quietscht etwas beim Anlegen, hinten ein Yema-Logo (das moderner wirkende) … Erscheint saubequem und ist gut verarbeitet. Dafür reisst es wieder die Schließe ins negative. Ist ein Logo drauf, toll, … aber trotzdem hat es die Anmutung wirklich billigster Schließentechnik. Und wenn bereits 95% der sichtbaren Flächen am Gehäuse matt sind, von der polierten Kante abgesehen, warum macht man dann eine Hochglanzschließe dran? Sowas verstehen nur Leute aus dem Marketing oder Management.
Anmerkung: Das Carbon-Modell hat noch ein Gummiband mit matter Schließe und Federstegbesteck dabei. Topp!
Die Uhrenboxen: Uhh. Großmutter hat sich wieder ausgebuddelt. Ich habe tatsächlich zwei verschiedene Varianten erhalten. Wieso, weshalb, warum weiss ich nicht. Einmal eine Variante mit rotem Kunstlederbezug, diese sieht sogar ganz gut aus, ist aber qualitativ „ok“. Besser als eine Pappbox bei anderen Herstellern, aber schaut man sich die Druckqualität (und die Druckfarbe!) an, dann gruselt es einen. Das mögen andere anders sehen, ich lasse das mal nur so stehen. Meinen Geschmack trifft diese Box nicht.
Die andere Variante ist so eine Magnet-Klappbox aus Pappe, bereits verzogen, wenn es den eigenen Geschmack trifft, dann viel Spaß damit, meinen trifft diese noch weniger. Da waren die roten ja noch schön …
Aaaaber: Solche Boxen kosten in der Produktion auch schonmal nen Zehner, von daher muss das jeder auch wieder mit seiner Denke vereinbaren.
Der letzte Kritikpunkt: WIE schafft man es, eine Uhr zu verkaufen (als Hersteller!), dann aber keine Garantiekarten zu haben? DAS verstehe wer will. Machen wir uns nichts vor: Ich lege diese nicht als Wertanlage in den Tresor, die Uhren werden laufen, irgendwann aussehen, dass man die jemanden für eine Baustelle schenkt, aber dennoch: Das ist USUS. Normal. Ob ausgefüllt oder nicht, ist mir doch fast noch egal. Insbesondere mit dem Hintergrund, dass mir der Yema-Support selbst mitteilte: „Originale erkennen Sie an den Garantiekarten und den Boxen“.
Anmerkung noch: Sie haben GAR KEINE Garantiekarten momentan, ergo gibt es auch wohl auch keine für Uhren der 2000€-Klasse... Also ICH würde das in der Preisklasse erwarten.
Endgültiges Fazit
Mit allem was ich oben geschrieben habe, muss ich sagen:
Wer auf das Heritage, eine relativ unbekannt Marke oder das Design steht, kann eingeschränkt zugreifen. Eingeschränkt deshalb, weil ich die Preise als zu hoch empfinde.
Der Support gibt sich zwar sehr Mühe, aber fehlende Garantiekarten hier, falsch sitzender Chronozeiger dort, eine schiefe/verbogene Box bei einem Model, bei einer anderen Box sind noch Heissklebefäden in der Box, … geben nicht den Anschein, dass es sich hierbei um einen wirklichen Premiumhersteller handelt.
(Eventuell eine Relativierung: Ich habe Modelle gekauft, welche NICHT mehr im Shop gelistet sind, das muss jetzt jeder in seine eigene Betrachtung einbeziehen!)
Aber lassen wir die Kirche im Dorf, was habe ich gekauft? Eine (bzw 3 Stück) Quartzuhr… Nicht mehr, nicht weniger.
Gefällt Sie mir? Ja!
Ist sie preiswert? Nein!
Es fehlt „das gewisse Etwas“ für den Listenpreis! Für meinen Preis: Topp! Streicht auch alles an Kritik was oben steht. Listenpreis: Naja,...
Besser als jede Modemarke aber auf jeden Fall! Preisgleiche Seikos oder Citizens sind aber wertiger. Klar hinkt auch hier der Vergleich, weil "kleines Unternehmen vs. Gigant".
Somit: Mit obigen Punkten kann man kaufen, erwartet man absolut Premium: No Way. Habe ich aber auch nicht.
Aber kommt es am Ende wirklich aufs Geld an? Das muss jeder selbst entscheiden. Für mich am Ende, unabhängig vom Geld: Existente Firma mit "Heritage" und schönen Modellen.
Was werde ich wohl tun... Also ich hätte ja gerne noch eine Navygraf... mal überlegen... Auf jeden Fall nicht meine letzte Yema!