Sector 975, eine Liebe ohne Happy End

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Sector 975, eine Liebe ohne Happy End

05 Aug. 2018 16:30 - 05 Aug. 2018 16:35
#1203
Zeitgleich zum Kauf der Sector 880 und des Vandenbroeck & Cie Chrono bin ich bei den Ebay Kleinanzeigen auf einen kleinen Chrono gestoßen, der aufgrund seines Designs mein Interesse erregt hatte. Nach einigem Hin und Her bin ich mir mit der Verkäuferin einig geworden, die den Chrono für einen Nachbarn verkaufte. Die Verhandlungen gestalteten sich etwas schwierig, da weder die Verkäuferin noch der Besitzer Ahnung von Uhren haben und die Verkäuferin darüber hinaus auch immer wieder Rücksprache mit dem Nachbarn halten musste, was die Verhandlungen über den Preis etwas in die Länge zog. Schliesslich einigten wir uns auf 80,- EUR plus Versand, ursprüngliche Forderung war 100,- EUR.

Die Fotos in der Anzeige waren so lala, und auch die weiteren Bilder, die mir die Verkäuferin schickte, waren nicht so der Hit. Auf den Bildern konnte ich zumindest keine gröberen Schäden ausmachen. Nachteilig war nur, dass die Verkäuferin den exakten Umfang der Uhr nicht messen konnte, Ersatzglieder waren keine vorhanden. Ich konnte nur Anhand eines Fotos, wo der Durchmesser grob mit einem Zollstock gemessen wurde, abschätzen, ob die Uhr mir passen könnte.

Die Verkäuferin sagte aber zu, dass ich die Uhr zurückgeben könne, falls sie nicht passt. Immerhin konnte man auf den Fotos sehen, dass die Weite an der Schliesse auf die engste Stufe eingestellt war, somit war noch ein wenig Luft nach oben. Der Eigentümer gab an, dass die Uhr bis vor einiger Zeit absolut zuverlässig gelaufen sei, bis dann irgendwann die Batterie alle war.

Nachdem dann alles verhandelt war und ich den gewünschten Betrag per Paypal bezahlt hatte, ging die Uhr auf die Reise und traf bereits am folgenden Tag ein. Nach dem Auspacken stellte ich zunächst einmal fest, dass die Uhr etwas kleiner war als anhand der Bilder vermutet. Die Lünette maß nur 38 mm, das Gehäuse an der breitesten Stelle immerhin 42,45 mm ohne Krone. Die Uhr wirkte einerseits sehr zierlich, aber trotzdem doch sehr massiv, was auch dem integrierten Band geschuldet ist, welches sehr massiv gefertigt ist und sich außerdem zu den Außenkanten hin stark wölbt, was das Band dicker erscheinen lässt, als es eigentlich ist. REin paar kleinere Macken am Band und Case waren vorhanden, aber nichts Grobes







Und obwohl die Uhr eigentlich aufgrund der Maße nicht so ganz in mein Beuteschema passt, habe ich mich sofort in die kleine Italo-Schweizerin verliebt. Alles wirkte so stimmig und wie aus einem Guß, dezent und doch ein wenig auffällig, weg vom Alltäglichen.

Da die Uhr laut Eigentümer eine neue Batterie brauchte, habe ich als erstes mal den Deckel entfernt, um beim Wechseln der Batterie einen Blick auf das Werk zu werfen. Groß und deutlich sprang mir hier "ETA G10.791" entgegen, was ich mir für spätere Recherchen auf einen Zettel notierte. Dummerweise hatte ich keine passende Batterie vorrätig, aber da ich sowieso ein paar andere Batterien bestellten musste, schrieb ich diese gleich mit auf den Zettel.

Zwei Tage später traf der Umschlag mit den bestellten Batterien ein und ich baute die Neue ein. Die Uhr sprang dann auch sofort an und ich machte mich daran, die Zeit zu stellen und den Sekundenzeiger zu resetten, der deutlich mehrere Sekunden vor der 12 parkte. Hierbei irritierte mich, dass beim Ziehen der Krone in die erste Position sich auch die Zeiger der beiden oberen Totis bewegten und auf eine andere Position rückten. Also erst einmal auf die Suche nach einer Anleitung oder Handbuch für die Uhr gemacht. Eine Anleitung vom Hersteller war nicht zu finden, doch bei ETA fand ich dann ein PDF, welches alle Funktionen beschrieb. Aha, Anhand der Totis wird auch die Alarmzeit eingestellt. Bis jetzt hatte ich noch nicht gesehen, dass es sich bei der Kleinen um einen Alarm-Chrono handelt.

Und nach dem Studium des PDF wusste ich nun auch, warum der Sekundenzeiger nicht auf der 12 parkte. Denn der Zeiger informiert im normalen Uhrmodus darüber, ob der Alarm ein- oder ausgeschaltet ist, indem er auf eines der beiden Felder oben links und rechts neben der 12 zeigt ("OFF" / "ON"). Drückt man den oberen linken Drücker einmal, springt der Sekundenzeiger auf die 12 und der Chrono-Modus ist aktiv. Mit einem weiteren Druck fängt der Zeiger an, die Stoppzeit zu messen. Der linke Drücker hingegen ist dazu da, im normalen Modus den Alarm ein- oder auszuschalten.

Nachdem ich dann eine Weile mit den Funktionen herumgespielt hatte, warf ich nochmal eine Blick auf die Zeit. Und stellte fest, dass die Uhr seltsamerweise 2 Minuten hinter der richtigen Zeit hinterherhinkte. Hatte ich hier unabsichtlich etwas verstellt? Also nochmal neu einstellen. Dann beschäftigte ich mich erstmal mit anderen Dingen und kontrollierte nach etwa 2 Stunden nochmal die Zeit. Und nun war es eindeutig, die Uhr hinkte erneut mehrere Minuten hinterher. Und nun beobachtete ich mal den kleinen Sekundenzeiger genauer. Und stellte fest, dass dieser in jeder Minute für eine oder manchmal auch mehrere Sekunden stehen blieb! Komischerweise jedoch immer an einer anderen Stelle, so dass man nicht von Zeigerreibung ausgehen konnte.

Na gut, dachte ich mir, dann schauen wir doch mal, welche Optionen mir offenstehen. Nach einem Blick ins Datenblatt von ETA schied eine Reparatur oder Regulierung aus. Das G10.791 kann weder zerlegt noch reguliert werden, ist also ein Ex-und-Hopp-Werk. Ich dachte immer, sowas bauen nur die Chinesen...

Dummerweise wird dieses Werk, welches aus den frühen 2000er Jahren stammt, aber auch schon seit einiger Zeit nicht mehr gebaut, ein Ersatzwerk mit identischen Maßen und Features gibt es laut ETA nicht. Und zunächst fand ich nur einen Händler in Italien, der ein solches Werk noch liefern konnte. Zum Preis von fast 200,- Euro!! :ohmy:

Schliesslich fand ich nach längerer Suche noch einen Händler in den USA, der ein solches Werk noch vorrätig hatte und das umgerechtet etwa 46,-EUR kosten sollte, sogar mit kostenlosem Versand. Da ich mir da Setzen von so filigranen Zeigern noch nicht zutraue, bin ich als nächstes mal bei meinem Uhrmacher reingeschneit. Schon als er die Uhr das erste mal in der Hand hielt, verzog er das Gesicht und sagte sofort, dass es wohl sehr schwierig würde, ein neues Werk zu beschaffen. Dies bestätigte sich dann auch, denn alle seine Lieferanten konnten ein solches Werk nicht beschaffen. Ein von mir beschafftes Werk würde er nur unter Ausschluss jeglicher Garantie einbauen und stellte mir Kosten von ca. 30,- bis 40,- EUR in Aussicht.

Ich dachte mir dann schon, dass dies dann wohl das Aus für diese Uhr ist, da ich mir einerseits nicht vorstellen konnte, dass der Verkäufer mir noch deutlich im Preis entgegen kommt und mir andererseits die Uhr dann auch zu teuer würde, wenn ich die Kosten selbst trage. Nach einem neuerlichen Mailoverkehr mit der Verkäuferin bestätigte sich dann auch meine Befürchtung: Der Eigentümer möchte dann lieber den Kauf rückgängig machen und die Uhr als defekt anbieten.

Mein Einwand, dass dies ziemlich schwierig würde, stiess erwartungsgemäß auf taube Ohren. So werde ich das kleine Ding wohl Anfang kommdner Woche zurücksenden. Nach längerer Suche fand ich dann noch einen Händler bei Ebay.com, der eine solche Uhr noch neu auf Lager hat, für ca. 130,- EUR plus knapp 30,- EUR Versand aus den USA. Darüber muss ich dann aber erstmal schlafen. Für die ursprünglichen 80,- EUR hat mir die Uhr sehr gut gefallen, aber ob sie mir für den doppelten Preis noch immer so gut gefällt, muss sich zeigen...

Schade, dass es diesmla nicht geklappt hat...
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Letzte Änderung: 05 Aug. 2018 16:35 von Ratman.
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Re: Sector 975, eine Liebe ohne Happy End

05 Aug. 2018 17:12
#1204
Schade, echt doof gelaufen, aber da steckt man ja leider nicht drin :-(

Aber mal eine ganz "doofe" Frage: Bist Du Dir ziemlich sicher, daß die Ersatzbatterie auch wirklich voll ist? Normalerweise hätte ich bei dem Verhalten der Uhr darauf getippt, daß die Batterie kurz vor dem Ende steht.

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Re: Sector 975, eine Liebe ohne Happy End

05 Aug. 2018 17:52
#1205
Jop, an den Batterien lag es nicht. Ich habe sogar mit drei verschiedenen Batterien getestet. Ich hatte noch eine Batterie da, die den richtigen Durchmesser hatte, jedoch etwas flacher als die originale Knopfzelle war. Und dann noch mit zwei brandneuen Batterien getestet. Alle drei hatten eine Spannung zwischen 1,51 und 1,55 Volt. Mein Uhrmacher war außerdem ebenfalls ziemlich sicher, dass das Werk einen Schaden hat.
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Re: Sector 975, eine Liebe ohne Happy End

05 Aug. 2018 17:55
#1206
Dann kann man wohl wirklich nichts mehr machen, dann zurück damit. Ob die Verkäuerin das Ding dann auch wirklich als defekt wieder anbieten wird? ;)

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