Aber hallo! Dieser Uhrentyp, die Roskopf-Uhren mit einem speziellen Räderwerksaufbau ohne zentrales Rad und indirektem Zeigerantrieb durch das Federhaus, ist eine Spezialität von mir. Damit habe ich mich schon ziemlich intensiv befasst. Deshalb ist die Uhr auch sehr interessant für mich. Wie man schon von aussen sieht, war das, was du da hast, eine Billiguhr.
Der ungewöhnlich aufgebaute Uhrentyp wurde von George Frederic Roskopf 1867 auf den Markt gebracht, schon diese erste Uhr war als billige Uhr konzipiert, G.F. Roskopf nannte sie "Montre proletaire". Die Uhren hatten eine von Roskopf verbesserte Stiftankerhemmung, das dürfte wohl die erste in Serie produzierte Stiftankerhemmung gewesen sein, später beherrschte dieser Hemmungstyp die Welt der billigen Uhrwerke (und bildete das Preissegment, das heute Quarzwerke haben).
Die Roskopf-Uhren wurden von zahlreichen Schweizer Uhrwerkherstellern nachgebaut, man sogar muss sagen bis hin zum Design haargenau kopiert, ebenso auch das ganze äussere Design der Roskopf-Uhren (der grosse Boom begann wohl nach Ablauf derb Patente). Dabei waren viele der nachgeahmten (bzw. ohne Beteiligung oder Einwilligung der Firma Roskopf und deren Nachfolger Wille Freres und Charles Leon Schmid entstandenen) Roskopf-Uhren von ebenso guter Qualität. Diese frühen Roskopf-Uhren waren nämlich noch gar nicht so richtig billig gemacht.
Später begann aber ein allgemeiner Wettlauf der vielen Hersteller um jeden gesparten Rappen bei der Produktion und so wurden die Werke und auch der Rest der Uhren immer einfacher und billiger zusammengeschustert.
Diese hier von dir ist so eine, schon sehr vereinfachte Roskopf-Uhr von ca. 1930 (geschätzt).
Dein Titel ist nicht ganz richtig, da musst du schon genau sein. Das ist keine 'Ro
SSkopf Patent', sondern eine 'Gre Roskopf Patent'. Neben einigen Firmen bzw. Marken mit dem Namen
Roskopf als Namensbestandteil, gab es mindestens eine, wenn nicht mehrere andere Firmen bzw. Marken mit dem absichtlich falsch buchstabierten Namensbestandteil
Rosskopf. Ich schaue später mal nach deiner noch genauer.
Falls du das Zifferblatt samt den Zeigern und hinten Minutenrohr und Stundenrohr einfach abheben konntest, fehlen dir 2 kleine Schräubchen, mit denen das Zifferblatt am Werk festgeschraubt war. Ohne die verdreht sich das Blatt.
Ich schreibe später noch was, aber jetzt hab ich gerade keine Zeit...
Weil ich später wohl schreiben kann, aber keine Bilder hochladen, hänge ich unten noch ein paar ältere Bilder von mir an (ausführliche Erklärung eben später)
Gruss Andi
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Etwa so sieht dein Werk dann aus, sobald du den Rückendeckel offen hast, das hier ist ein Kaliber von Oris (als Brevo / Bentima im Flume K1). Scharnierdeckel kann man immer mit dem Messer öffnen.
Werk von Baumgartner von hinten, Werksseite
Werk von Baumgartner zerlegt, Werksseite
Kr: Aufzugtrieb
Ku: Kupplung
fKH: federnder Kupplungshebel
Zsr; Zeigerstellrad
Fh: Federhaus (Vertiefung und Ausschnitt in der Platine für das Doppeltrieb zum Zeigerantrieb)
Werk von Baumgartner von vorn, Zifferblattseite
Abkürzungen:
A: federnder Kupplungshebel mit Drücker
B: Kupplungsrad / Aufzugtrieb
D: Zeigerstellrad
F: Federhaus
Fm: Zahnkranz am Wechselrad für Minutenrohr
Fs: Zahnkranz am Wechselrad für Stundenrad (und Zeigerstellrad)
M: Minutenrohr
S: Stundenrohr
Kr: Kronrad
Sp: Sperrad
Sf: Sperrfeder (Gesperr)
Gb: Brücke für Gesperr
Hs: Halteschraube für Aufzugwelle
x: erstes Rad
y: zweites Rad
z: Ankerrad
An: Anker
U: Unruh
WrM: Doppeltrieb auf Federhaus, Minutentrieb
WrS: Doppeltrieb auf Federhaus, Stundentrieb
FhRw: Federhaustrieb zum Räderwerk
Rw1: erstes Rad
Sr: Stundenrohr
Mr: Minutenrohr
Sz: Stundenzeiger
Mz: Minutenzeiger
Zsr: Zeigerstellrad
Roskopf-Federhaus mit Doppeltrieb zum Zeigerantrieb