So, dann will ich mal den Faden wiederbeleben. Ich habe mich in den letzten Wochen mal etwas intensiver mit Speicherkarten für meine Kamera nebst den passenden Lesegeräten beschäftigt. Meine Kamera - eine CANON EOS 90D - hat einen schnellen Serienbildmodus, der es erlaubt, rund 10 RAW-Bilder pro Sekunde aufzunehmen (in der Praxis ein bisschen weniger, das spielt aber hier keine Rolle). Der interne Puffer der Kamera ist nach rund 3 Sekunden voll, so dass die Bildrate einbricht, wenn die Bilder nicht schnell genug auf die Speicherkarte weggeschrieben werden können. Ich suchte also nach möglichst schnellen Speicherkarten, um länger auf dem Auslöser bleiben und mehr Bilder im Serienbildmodus schießen zu können.
Außerdem wollen die Bilder ja auch irgendwann von der Karte in den Rechner übertragen wrden, das dauert auch immer ein wenig. Daher habe ich auch nach schnellen Cardreadern Ausschau gehalten.
Ausgangssituation: Bis jetzt benutzte ich SanDisk Extreme MicroSDXC Karten mit einem entsprechenden Adapter, der es erlaubt, diese Karten in den SD-Kartenslot der Kamera zu stecken.
Zu der Zeit, als ich die Kamera kaufte, gehörten diese Karten zu den eher Schnelleren, doch die Zeiten haben sich gewandelt. Nach ein wenig Recherche im Netz stieß ich immer wieder auf Hinweise zu sogenannten "UHS-II" (Ultra High Speed II) Karten und ich machte mich auf die Suche nach sachdienlichen Hinweisen. Während die bisher von mir genutzten Karten sogenannte UHS-I Karten sind, also normale SDXC-Karten, verwenden die UHS-II Kärtchen eine zweite Kontaktreihe, um Daten schneller von A nach B befördern zu können
Diese Karten werden auch nochmal nach verschiedenen Geschwindgkeitsklassen unterschieden, nämlich V30, V60 und V90. Nachdem ich mich dann mal ein wenig auf dem Markt umgeschaut hatte, bemerkte ich schnell, dass der Preis direkt mit der Geschwindigkeit der Karten korreliert. Während gute UHS-I Karten mit 128GB Kapazität schon für unter 20,- EUR zu haben sind, fangen 128GB UHS-II Karten der V60-Klasse bei rund 50,- EUR an und hören bei 200,- EUR für schnelle V90-Exemplare noch lange nicht auf.
Nun wollte ich erst einmal ermitteln, ob es sich lohnt, so viel Geld in die Hand zu nehmen. Was nützt mir eine hyperschnelle Karte, wenn es in der Praxis nichts bringt? Nach längerem Suchen stieß ich auf die Webseite von Alik Griffin, der sich mal die Mühe gemacht hat, eine große Anzahl gängiger Karten unterschiedlicher Preis- und Geschwindigkeitsklassen mit einer Canon EOS 90D zu testen ->
alikgriffin.com/best-memory-cards-canon-90d/
Schaut man sich die Ergebnisse seiner Tests an, werden schnell zwei Dinge deutlich: Erstens scheint das Interface der 90D bei rund 105 MB/s ausgereizt zu sein, wobei es diese Geschwindigkeit auch nur mit den schnelleren Karten erreicht. Zweitens schlägt sich die Geschwindigkeit einer Karte aber deutlich beim Auslesen mit einem USB-Kartenleser nieder. Geht es also nur rein um die Kamera, muss man nicht sooo viel Geld in die Hand nehmen, um gute Ergebnisse zu erzielen. Wer aber die Daten von der Karte auch möglichst schnell auslesen möchte, kann die Brieftasche auch gern etwas weiter aufmachen.
Nun ein wenig Mathematik: In der höchsten Qualitätsstufe L (6.960 × 4.640 Pixel) ist ein RAW-Bild der 90D rund 35 MB groß. Geht man von 10 Bildern/s im schnellen Serienbildmodus aus, wären das rund 350 MB/s, die aus dem Puffer auf die Karte geschrieben werden müssten. Ganz klar: Das würde die Kamera selbst dann nicht schaffen, wenn sie die volle UHS-II Geschwindigkeit auf dem Bus nutzen könnte. Wie aber oben schon geschrieben kommt die Karte nicht über 105 MB/s Schreibgeschwindigkeit hinaus, daher ist es schlicht Quatsch, die teuersten Karten einzukaufen in der Hoffnung, dadurch länger den Burst der 90D nutzen zu können.
Ich schaute mich nun ein wenig auf dem Markt um und fand schließlich eine Karte, die für mich das beste Preis/Leistungsverhältnis bot, eine LEXAR Professional 1667x SDXC UHS-II 256GB aus der Silver Series
Die Karte fand ich als Schnäppchen für 65,- EUR in der Bucht. Außderdem wollte ich doch auch mal selbst testen, was eine deutlich teurere Karte effektiv bringt. Also bestellte ich auch noch eine TRANSCEND SDHC 700S 32GB Class 10 UHS-II U3 V90 SD Karte dazu.
Dafür musste ich rund 34,- EUR berappen, und das ist noch relativ preiswert! Ihr seht schon: Obwohl die Karte nur ein Achtel der Kapazität der LEXAR hat, kostet sie schon mehr als die Hälfte dessen, was ich für die LEXAR hingelegt habe.
Ferner bestellte ich mir zwei unterschiedliche Cardreader. Einen SanDisk Extreme Pro UHS-II Card Reader, der hier in Deutschland kaum zu bekommen ist.
Ich habe ein günstiges Angebot eines Händlers aus UK in der Bucht gefunden, rund 35,- EUR plus rund 10,- EUR Versand wurden aufgerufen. Das ist immer noch deutlich günstiger als die 65,- EUR, die in der Regel für das gleiche Gerät in Deutschland verlangt werden.
Außerdem kam mir noch ein Transcend Card Reader RDF9 unter, den ich für rund 21,- EUR bei einem deutschen Ebay-Händler fand.
Als dann alles hier war, habe ich ausgiebig getestet. Die Karten wurden jeweils mit den beiden Cardreadern sowohl mit RAW-Dateien vollgeschrieben und wieder ausgelesen als auch mit großen 5GB Files. Der Unterschied in der Datenrate zwischen großen und kleinen Files war nicht signifikant. Hier die ermittelten Messwerte mit großen Files.
Mein Fazit:
- In der Kamera selbst bringt die teure Transcend Karte nichts. Der Puffer läuft genau so schnell voll wie mit der preiswerteren Lexar.
- Allerdings zeigt sich ein Unterschied zwischen UHS-I und UHS-II Karten. Im Vergleich dauert es bei der UHS-II Karte ungefähr eine Sekunde länger, bevor die Serienbildrate einbricht.
- Auch ist die Kamera deutlich schneller mit dem Leeren des Buffers fertig und ist dadurch schneller bereit für den nächsten vollen Burst.
- Auch am PC zeigt sich, dass selbst die preiswerte Lexar UHS-II Karte der älteren SanDisk UHS-I beim Lesen und Schreiben deutlich überlegen ist
- Wer beruflich fotografiert oder großen Wert auf Schnelligkeit legt, sollte zum Sandisk Cardreader greifen. Die Leserate der beiden Karten ist ungefähr gleich und von der höheren Schreibrate dürften nur die Wenigsten profitieren, da man die Karten am PC wohl nur selten beschreibt.
- Ob einem die etwas höheren Leseraten der deutlich teureren V90-Karten den Preis Wert sind, muss jeder für sich entscheiden. Da man die Karten wohl nur selten vom PC aus beschreibt, ist die deutlich höhere Schreibrate der V90-Karten nicht allzu relevant. Wer allerdings SD-Cards dazu nutzt, um größere Datenmengen von A nach B zu tragen und die Karten dabei in der Brieftasche unterbringen will, für den kann sich auch eine V90-Karte lohnen.
- Voraussetzung ist jedoch ein PC, der eine USB3.1- bzw. USB-C Schnittstelle nicht ausbremst und die Daten auch schnell genug wegschreiben kann. Manch ältere oder allzu preiswerte SSD bricht in der Schreibrate ein, wenn der Puffer bei einer längeren Session volläuft.
- Wer hauptsächlich Videoaufnahmen in 4K mit der 90D erstellt, dem reicht im Prinzip auch eine schnelle UHS-I Karte, jedoch würde ich eine preiswerte UHS-II V60 Karte empfehlen, wenn man beim Auslesen der Karte nicht einschlafen möchte.
Übrigens wurde kürzlich auch der UHS-III Standard verabschiedet, der Busgeschwindigkeiten von 312MB/s (Schreiben) bzw. 624MB/s (Lesen) bringen soll. Entsprechende Karten, Cardreader oder Geräte, die eine solche Schnittstelle mitbringen, sind aber noch nicht auf dem Markt.