Moin liebe Buchgemeinde.
Sowohl meine Frau als auch ich sind große Bücherfans. Meine Frau ist eher der Belletristik zugetan, hier stehen diverse Regalmeter an bereits gelesenen Büchern. Wir müssen mindestens zwei mal im Jahr einige Kisten voll Bücher an das örtliche Sozialkaufhaus abgeben, damit überhaupt wieder Platz für Neues frei wird.
Bei mir sind es hauptsächlich Sachbücher, speziell Bücher zum Thema Auto und Motorrad. Konkret tummeln sich in meiner Sammlung Bücher über klassische Automobile, Rennfahrzeuge und deren Fahrer, Bücher über Rennserien wie das 1000km Rennen auf dem Nürburgring, Rennstrecken, Concept Cars, Custom Bikes & Cars, etc. pp. Mittlerweile ist die Sammlung auf deutlich über 300 Bücher angewachsen
Dazu einige Sachbücher zum Thema Photographie, Lost Places, Architektur sowie ein Dutzend PC-Fachbücher, die ich für meinen Job brauche.
Daneben lese ich aber auch gerne mal ein Buch aus dem Reich der Belletristik. Hier ist es vor allem der Bereich der humorigen Phantasy und Science Fiction, der es mir angetan hat. Ich habe schon alles gelesen was Autoren wie Terry Pratchett, A. Lee Martinez oder Christopher Moore geschrieben haben.
Ich starte mal mit einem absoluten Lieblingsbuch, nämlich "Die Bibel nach Biff" von Christopher Moore
Die Handlung: Nach kaum 2000 Jahren ist es den himmlischen Heerscharen endlich mal aufgefallen, dass in der Bibel zwar alles aufgeschrieben steht, was Jesus von Nazareth so alles als Erwachsener erlebt hat, jedoch steht dort nicht ein Wort von seiner Kindheit und Jugend, sieht man mal von der reichlich unglaubwürdigen Story der unbefleckten Empfängnis und seiner Geburt in einem Stall ab. Daher wird nun der Engel Raziel zur Erde gesandt, um mehr über diese Zeit herauszufinden. Zu diesem Zweck holt der Engel Jesus´ Jugendfreund und besten Kumpel Levi bar Alpheus - kurz Biff genannt - von den Toten zurück ins Leben, damit dieser ihm die fehlenden Informationen liefert.
Engel Raziel quartiert sich mit Biff in einem Hotelzimmer in St. Louis ein, damit Biff möglichst ungestört seine Erinnerungen niederschreiben kann. Raziel ist allerdings ein Engel, der offenbar schon seit längerem nicht mehr auf der Erde war und außerdem ein klein wenig einfältig ist. Ungeduldig ist er außerdem und möchte den "Job" nur möglichst schnell hinter sich bringen, um die Erde, den "Sündenpfuhl" wieder verlassen zu können. Daher wacht er auch streng darüber, dass Biff fleißig alles niederschreibt und möglichst keinen Ablenkungen unterliegt.
Biff hingegen kennt Jesus seit frühester Kindheit und ist dessen bester Kumpel. Der Leser erfährt zunächst, dass Jesus nur die griechische Übersetzung des hebräischen Namens Jeschua - gleichbedeutend mit Josua - ist. Biff nennt seinen Kumpel aber meist nur kurz "Josh". Christus hingegen ist kein Nachnahme, sondern die griechische Entsprechung des hebräischen Messias, was "gesalbt" bedeutet.
Während Jesus streng gläubig erzogen wurde und seine Lehrer akribisch darüber wachen, dass er ein gottgefälliges und enthaltsames Leben führt, nimmt es Biff damit nicht so genau und macht immer mal wieder bissige Bemerkungen über die Rituale, denen Jesus unterworfen ist. Da sein Kumpel außerdem weder lügen noch sich dem weiblichen Geschlecht widmen darf, übernimmt Biff des öfteren diesen Part und schildert Josh seine diesbezüglichen Erfahrungen.
Es gibt im Buch zwei Handlungsstränge. Die meiste Zeit liest man die Erählungen von Biff, in der er die Erlebnisse wiederspiegelt, die ihm und Josh widerfahren sind. An manchen Stellen springt die Handlung zurück in die Gegenwart, wo der Engel Raziel - mittlerweile hat er seine Leidenschaft für American Pizza und Seifenopern entdeckt - mit Biff über einge seiner Erzählungen diskutiert, argwöhnisch nachfragt oder auch Fragen zur gegenwärtigen Kultur hat.
Nachdem man im Buch einige Zeit den Erlebnissen der beiden Kinder gefolgt ist, machen sich Biff und Josh auf zu einer großen Reise auf der Suche nach den drei Weisen aus dem Morgenland. Jesus ist nämlich mittlerweile dahintergekommen, dass Josef nicht sein leiblicher Vater ist, und erhofft sich von den Weisen mehr Informationen über sich selbst, seine Herkunft und sein zukünftiges Leben.
Dabei geraten sie von einer haarsträubenden Situation in die nächste. Zum Beispiel möchte Jesus im fernen China die Kampfkunst Kung Fu erlernen, stellt dabei jedoch fest, dass er nicht gegen das Prinzip der Gewaltlosigkeit verstoßen kann. Also erfindet er einfach einen Kampfstil, der nur der Selbstverteidigung dient und auf Schläge und Tritte verzichtet. Dieser Kampfstil ist heute als Judo bekannt, was übersetzt "Weg des Juden" bedeutet. Das ist natürlich heutzutage kaum jemandem geläufig
Außerdem werden die beiden in die Lehre des Kamasutra eingeweiht, wobei natürlich Biff alle praktischen Übungen vollziehen muss, da Josh ja enthaltsam leben muss und außerdem eigentlich ein Auge auf die gemeinsame Freundin aus Kindertagen - Maria Magdalena - geworfen hat. Biff "opfert" sich aber gerne für seinen Freund und versucht ihm die gemachten Erfahrungen anschaulich zu schildern.
Einige Jahre später kehren die beiden zurück in die Heimat und die Handlung folgt nun mehr oder minder dem, was aus der Bibel bereits bekannt ist, jedoch aus teilweise völlig anderem Blickwinkel und aus der Sicht von jemandem, der in seinem Kumpel nicht in erster Linie den Heiland sieht, sondern einen jungen Mann mit Selbstzweifeln und dem festen Glauben an das Gute im Menschen.
Ich liebe dieses Buch wirklich sehr, habe es schon einige Male gelesen und entdecke immer wieder Neues darin. Chris Moore gelingt es, aus dem Thema eine wirklich witzige und abgefahrene Story zu entwickeln und trotzdem der Figur des Jesus einen menschlichen Charakter zu geben. Mitunter mögen manche Szenen nach Blasphemie aussehen, jedoch zeigt Moore dabei nur den feinen Unterschied zwischen seelenlosen religiösen Ritualen oder zur Schau gestellter Frömmigkeit und echtem Glauben auf. Jeder möge sich da selbst ein Bild machen. Ich selbst glaube nicht an die christliche Kirche, aber an das, was Jesus verkörpert hat.
Chris Moore sagt im Nachwort selbst, dass er sich möglichst an das gehalten hat, was über Jesus bekannt ist. Was er über die Kindheit und Jugend des Erlösers hinzugedichtet hat, ist zumindest historisch halbwegs korrekt, denn er hat sich bezüglich der jüdischen Rituale der damaligen Zeit und dem Leben unter römischer Besatzung mit einigen Fachleuten unterhalten und eigene Recherchen angestellt.